Am Mittwoch rief der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz die deutschen Unternehmen dazu auf, in das kriegsgebeutelte Ukraine zu investieren, während des deutschen-ukrainischen Wirtschaftforums in Berlin. Scholz betonte, dass Investitionen in die Ukraine heute und in den kommenden Jahren letztendlich die Perspektive einer zukünftigen EU-Mitgliedschaft darstellen. Er verglich die Wachstumsraten und Entwicklungsmöglichkeiten, die nach dem Krieg in der Ukraine zu erwarten sind, mit den positiven Trends, die in den letzten zwei Jahrzehnten für die mittel- und osteuropäischen Länder nach deren EU-Beitritt zu beobachten waren. Momentan sind etwa 2000 deutsche Unternehmen in der Ukraine aktiv und viele planen zusätzliche Investitionen, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.
Der ukrainische Premierminister Denys Shmyhal sprach ebenfalls über die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine, insbesondere in den Bereichen digitale Technologien, Landwirtschaft, Verteidigung und Energie. Shmyhal hob hervor, dass Deutschland die größten gemeinsamen Unternehmen im Verteidigungssektor mit der Ukraine hat und nannte Projekte zur Reparatur von Panzern, die Produktion moderner Infanterie-Kampffahrzeuge sowie die Entwicklung von Luftabwehrsystemen. Er zeigte sich dankbar, dass nach dem Kriegsbeginn 2022 kein einziges deutsches Unternehmen den ukrainischen Markt verlassen hat.
Shmyhal wies auf das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine hin, insbesondere auf die vorhandenen großen Reserven seltener Erden und Metalle sowie die umfangreichen Speicherkapazitäten für Erdgas. Er erwähnte, dass die Ukraine mit über 30 Milliarden Kubikmetern über die größten unterirdischen Gasspeicher in Europa verfüge, die zu einem wichtigen „Gassafe“ für Europa werden könnten. Angesichts des bevorstehenden dritten Winters im Krieg und der wiederholten russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ist die Wiederherstellung und Erweiterung von Energiesystemen von größter Bedeutung.
Um die Ukraine zu unterstützen, stellt die deutsche Regierung 70 Millionen Euro (rund 74 Millionen Dollar) für kleinere Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Heizkessel, Generatoren und solarbetriebene Systeme bereit. Trotz der konstanten Bedrohungen und Unsicherheiten durch den Krieg wird der Handelswert zwischen Deutschland und der Ukraine in diesem Jahr einen Rekordwert von über 12 Milliarden Euro erreichen, so Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Im bilateralen Handel des Jahres 2023 exportierte Deutschland Waren im Wert von 6,9 Milliarden Euro in die Ukraine und importierte Waren im Wert von 2,9 Milliarden Euro aus der Ukraine. Laut dem Statistischen Bundesamt umfassten die Importe aus der Ukraine hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte, Autoteile und Lebensmittel. Diese Handelsaktivitäten sind ein positives Zeichen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und unterstreichen das Potenzial der ukrainischen Wirtschaft, trotz der Herausforderungen, die der Krieg mit sich bringt.
Insgesamt zeigt die Initiative von Kanzler Scholz und die Reaktionen von Premierminister Shmyhal, dass sowohl Deutschland als auch die Ukraine entschlossen sind, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu intensivieren und die Resilienz der ukrainischen Wirtschaft zu fördern. Der Kampf um Stabilität, Sicherheit und wirtschaftliches Wachstum in der Ukraine geht somit Hand in Hand mit dem Ziel einer vertieften Integration in die Europäische Union, was für die Zukunft beider nations von entscheidender Bedeutung sein könnte.