Die deutschen Behörden haben den mutmaßlichen Täter des tödlichen Angriffs auf den Weihnachtsmarkt in der Stadt Magdeburg angeklagt, bei dem fünf Menschen starben und 200 verletzt wurden. Die Polizei gab bekannt, dass der Verdächtige, identifiziert als Taleb A, mit fünf Anklagen wegen Mordes, mehreren versuchten Morden und zahlreichen weiteren Anklagen zur schweren Körperverletzung konfrontiert ist. Er befindet sich in Untersuchungshaft und wurde am Samstagabend einem Richter vorgeführt. Der Verdächtige soll am Freitag ungehindert durch Notfahrspuren auf den Weihnachtsmarkt gefahren sein und mit hoher Geschwindigkeit in Menschenmengen gerast sein. Zu den Opfern zählen vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge. Der Angriff löste nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Bestürzung und Trauer aus.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige allein gehandelt hat, da es derzeit keine Hinweise auf einen zweiten Täter gibt. Magdeburg hat etwa 237.000 Einwohner und liegt im Bundesland Sachsen-Anhalt, rund 150 Kilometer westlich von Berlin. Taleb A, ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien, ist bekannt als islamkritischer Aktivist. Er hat auf sozialen Medien sowie in Interviews erratische Anschuldigungen erhoben, dass die deutschen Behörden nicht genug gegen den Islamismus unternehmen. Zuvor war er ein Befürworter für saudische Frauen, die aus ihrem Land fliehen wollten, und riet später davon ab, in Deutschland Asyl zu suchen. Auf seiner Webseite schrieb er auf Englisch und Arabisch: “Mein Rat: Fragt nicht nach Asyl in Deutschland.”
Der genaue Hintergrund der Tat bleibt unklar, jedoch gibt es trotz der Natur des Angriffs keinerlei Hinweise darauf, dass sie islamistisch motiviert war. Der Leiter des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, stellte in einem Interview mit dem ZDF fest, dass es nicht abschließend möglich sei, eine politische Motivation zu bestätigen. Er erkannte an, dass der Verdächtige eine anti-islamische Haltung zeigt und sich auf rechtsextremen Plattformen bewegte. Der Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens aus Magdeburg äußerte die Vermutung, dass der Beweggrund mit der Unzufriedenheit über den Umgang mit Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland zusammenhängen könnte.
Die BKA erhielt im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien über den Verdächtigen, woraufhin ein entsprechendes Verfahren eingeleitet wurde. Auch die Polizei in Sachsen-Anhalt führte entsprechende Ermittlungen durch. Münch berichtete, dass der Verdächtige mehrfach Kontakt zu den Behörden hatte, dabei Beleidigungen und gelegentlich Drohungen äußerte, jedoch nicht für Gewalttaten bekannt war. Diese Vorkommnisse müssten nun neu bewertet werden, um zu prüfen, ob möglicherweise etwas von den Sicherheitsbehörden übersehen wurde. “Wir haben hier ein völlig atypisches Muster und müssen es jetzt ruhig analysieren”, sagte Münch.
Saudi-arabische Sicherheitsquellen bestätigten, dass sie Deutschland über den mutmaßlichen Angreifer gewarnt und die Auslieferung des Verdächtigen beantragt hatten, Deutschland jedoch nicht reagierte. Diese Quellen gaben an, dass der Mann ein schiitischer Muslim ist, der aus der Stadt Al-Hofuf im östlichen Saudi-Arabien stammt. Die Schiiten stellen eine Minderheit im Land dar und machen nur etwa 10 % der sunnitischen Bevölkerung aus. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierung von schiitischen Muslimen in Saudi-Arabien, was die Situation des Verdächtigen weiter komplizieren könnte.